Merkur
2024 / 04 / 04
 
Mit seiner Doppelrotor-Technologie will das Garchinger Start-up Deep Drive die Automobilindustrie revolutionieren. Mit einem Patent, das es in sich hat.
 
Garching – Mit dem Einzug von Deep Drive ist das Gebäude in der Carl-von-Linde Straße 23 in Garching voll vermietet. Deep Drive will die Automobilwelt nachhaltig verändern und die besten verfügbaren Elektromotoren bauen mit einer größeren Reichweite und weniger seltene Erden bei der Herstellung. Das im Jahr 2021 gegründete High-Tech-Start-Up Deep Drive will den E-Auto-Antrieb neu und effizient denken. Während bei den meisten aktuellen E-Autos der Motor zwischen den Achsen platziert ist, bietet Deep Drive, basierend auf der eigenen, patentierten Doppelrotor-Technologie, innovative Lösungen mit zwei Produktlinien: einem Radnaben- und einem Zentralmotor.
 
Die Deep Drive Doppelrotor-Radialflussmaschine, die in beiden Produkttypen zum Einsatz kommt, besteht aus drei konzentrischen Ringen, wobei die beiden äußeren als Rotoren fungieren und der mittlere feststeht. Diese Technologie benötigt 80 Prozent weniger Eisen und 50 Prozent weniger Magnetmaterial, was zu 30 Prozent niedrigeren Herstellungskosten (pro Nm) im Vergleich zu herkömmlichen Antrieben führt.
 
Getriebe wird überflüssig
Diese Doppelrotoren sparen nicht nur Platz, sie machen auch ein Getriebe überflüssig, minimieren die Reibung und erhöhen letztlich die Reichweite. „Durch diese Konstruktion bietet sowohl bei Radnaben- als auch Zentralantrieben eine effiziente und kostengünstige Alternative zu traditionellen E-Motoren“, sagt Alexander Rosen, spezialisiert auf Antriebssysteme bei Elektrofahrzeugen. Hinzu kommt noch, dass das Fahrgestell um über 100 Kilo leichter wird. Durch den gesparten Platz ist ein größerer Akku möglich, bis zu 20 Prozent, womit gerade bei einem Kleinwagen dann durchaus eine Reichweite von 300 Kilometern möglich sind, ohne dass der Preis steigen muss.
 
Bereits in Planung ist, den Radnabenantrieb in erste Fahrzeuge zu integrieren. Bei diesem Produkt sei es besonders wichtig, das komfortable und absolut vergleichbare Fahrerlebnis, wie es bisher bekannt ist, in der Praxis zu demonstrieren. „Die Integration des Radnabenantriebs wird nicht nur das Fahrerlebnis, sondern auch die deutliche Steigerung der Effizienz aufzeigen“, sagt Alexander Rosen. Da auch es auch keine Antriebswellen braucht, kann der so gewonnene freie Platz für größere Batterien genutzt werden. „Ohne den Radstand vergrößern zu müssen“, so Rosen. Eine weitere Reichweite wäre so möglich, aber auch neue Batterietechnologien, deren volumetrische Energiedichte nicht so gut ist, die aber dafür billiger sind, wie etwa Lithium-Eisenphosphat Akkus.
 
Beim Motorsportteam der TUM kennengelernt
Deep Drive ist mit seinem 60 Mitarbeitern bisher ein David im großen Automobilgeschäft. Keimzelle sind sieben Männer, die sich als Studenten beim Motorsportteam der TUM kennengelernt haben. Sie kommen alle aus dem Umfeld Maschinenbau, Elektro- und Informationstechnik oder Softwareentwicklung und waren nach dem Studium bei namhaften Automobilherstellern wie Bosch, Audi oder Infineon tätig.
 
2021 fanden sie wieder zusammen, gründeten Deep Drive, tüftelten, meldeten Patente an und bauten Prototypen. „Wir sind sicher, dass wir mit unserem neuen Antrieb die Automobilindustrie revolutionieren“, sagt Geschäftsführer Stefan Ender. Meriten haben sie schon eingeheimst, 2023 wurden sie zum „besten Münchner Startup“ gekürt. Die Auszeichnung für herausragende Leistung sei in den „revolutionären Antriebssträngen“ so die Laudatio, begründet.
 
Zusammenarbeit mit Automobilherstellern
Das Interesse aus der Automobilindustrie ist da. Deep Drive arbeitet bereits mit acht der zehn größten Automobilhersteller zusammen, die erste Finanzierungsrunde im Februar 2022 brachte 4,3 Millionen Euro von UVC Partners, Bayern Kapital mit dem Wachstumsfond Bayern sowie Angelinvestments von Peter Mertens, ehemaliger CTO von Audi und Volvo, und Jonas Rieke, COO von Personio. In der zweiten Finanzierungsrunde im März haben BMW i Ventures und Continental’s Corporate Venture Capital Unit zusammen mit den Bestandsinvestoren über 15 Millionen Euro investiert. Im Oktober 2023 verkündeten Deep Drive und Continental offiziell ihre Partnerschaft zur Entwicklung eines Radnabenantriebs mit integrierter Bremse.
 
Schlüssel ist die Effizienz von E-Fahrzeugen
Diese Kooperation kombiniert Deep Drives Motor-Expertise mit Continentals Bremstechnologie und zielt darauf ab, die Elektrifizierung von Fahrzeugen zu revolutionieren. Für Mitgründer und Geschäftsführer Felix Pörnbacher ist die Effizienz von E-Fahrzeugen eine der größten Herausforderungen aller Automobilhersteller. Pörnbacher spricht von einer Schlüsseltechnologie und sieht Deep Drive als Wegbereiter der Elektrifizierung für die Mobilität.
 
Ziel ist es, bis 2026 die Technologie in Großserienproduktion auf den Markt zu bringen. Der Umzug nach Garching bringt dem Unternehmen einen Schub und die Möglichkeit zur Expansion. Auf den 4000 Quadratmetern können dann auch neue Mitarbeiter Platz finden. Denn neue Kollegen braucht es, egal ob bei Technik und Fertigung, in der Verwaltung oder dem Einkauf.
 
Das Team von Deep Drive besteht aus leidenschaftlichen Ingenieuren und Technologie-Enthusiasten. Sie verbindet eine langjährige Freundschaft.
Das Team von Deep Drive besteht aus leidenschaftlichen Ingenieuren und Technologie-Enthusiasten. Sie verbindet eine langjährige Freundschaft.

Sabina Brosch

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